QUEERE IDENTITÄT AM CAMPUS HAGENBERG
Wo verortet Victor sein Queer-sein am Campus?
Queer-sein am Campus (Love Places) sind für Victor vor allem die regelmäßigen Treffpunkte der LGBT* Gruppe. Davon befinden sich vier im Freien und drei teilen sich auf verschiedene FH Gebäude auf.
Die Gründe dieser Love Places sind verschiedene: Gefühle, Erinnerungen an gemeinsame Unternehmungen und auch Unterstützung durch Professor*innen.
Wie wichtig ist für Victor die diskursive Abgrenzung und was empfindet er als verbindenden Faktor der LGBT* Gruppe?
Victor selbst findet es nicht relevant, sich von der heterosexuellen Mehrheit der Fachhochschule abzugrenzen. Als grundlegenden verbindenden Faktor nennt er zwar schon das Queer-Sein, fokussiert sich sonst jedoch stark auf gemeinsame Freizeitgestaltung wie Spiele spielen oder diverse Kreativprojekte. Auch der Discord Server spiegelt die verschiedenen Interessen der Gruppenteilnehmer*innen wider.
Auf dem Disocrd-Server selbst gibt es die Möglichkeit, sich mithilfe einer Template vorzustellen, das ist jedoch nicht verpflichtend. Da die LGBT* Gruppe des FH Campus Hagenberg die einzige queere Gruppe an einem Standort der FH Oberösterreich ist, nehmen nicht nur Studierende aus Hagenberg an den Treffen teil; die Gruppe bemüht sich stark darum, Verbindungen auch an anderen Standorten sowie mit dem Management der FH Hagenberg zu knüpfen.
Wie präsentiert sich seiner Meinung nach die Gruppe nach außen hin?
Das offizielle Statement der Gruppe lautet folgendermaßen: "Wir haben diese Gruppe ins Leben gerufen um LGBTQI+ Menschen in Hagenberg zu unterstützen. In dieser Gruppe ist jeder Mensch herzlichst willkommen, solange dieser keinen anderen diskriminiert. Seid also bitte alle nett zueinander, damit das hier ein safe-space für alle ist" (Quelle: Victor).
Auch auf der FH- Website ist der Discord-Server verlinkt, um den Zugang möglichst einfach zu gestalten.
Kann er Minorisierungsprozesse identifizieren und gibt es dazu Gegenstrategien?
Während Victor das soziopolitsche Klima an der FH sehr positiv beschreibt und auch wiederholt die Offenheit der Hochschule und die Bemühungen des Diversitätsmanagements betont, konnte er doch auch einige negative Situationen beschreiben und auch, wie damit umgegangen wurde.
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Beispiel #1: Zwei andere Mitglieder der LGBT* Gruppe wurden auf dem FH Parkplatz von einer Gruppe mit queerfeindlichen Begriffen beschimpft; Victor selbst vermeidet es jetzt, alleine über diesen Parkplatz zu gehen und gab ihn auch bei seinen Hate-Places auf der Karte an.
Beispiel #2: Eine ehemalige Arbeitskollegin von Victor vertritt homophobe-, transphobe- und sexistische Ansichten und teilt ihm diese auch mit; er beginnt daraufhin, sich "provokant queer" zu verhalten und benachrichtigt vor dem Verlassen der Firma auch seine*n Vorgesetzte*n.
Beispiel #3: In einer Gemeinschaftsküche am Campus hängt eine Regenbogenflagge auf einem Kühlschrank - diese wird einmal gestohlen, die nachfolgende Flagge zerrissen und der Kühlschrank mit queerfeindlichen Schimpfwörtern beschmiert. Die Gruppe repariert daraufhin die Regenbogenflagge und hängt sie an einem unerreichbaren Platz auf und lackiert den Kühlschrank in Regenbogenfarben bzw. beklebt ihn mit Stickern. Trotzdem ist der Ort des Vorfalls auf Victors Karte als Hate-Place eingezeichnet.